Engel  und

          Madonnen

Über die "Ohlsdorfer Engel" gibt es von der Friedhofsverwaltung eigene Flyer, und es werden spezielle Rundgänge auf dem Friedhof organisiert.

Zu Recht!

Denn diese Galvanoplastiken prä-gen das Bild des größten Parkfriedhofs Europas in einzigartiger Weise.

Einige dieser Exemplare sind durch unsere Hände gegangen, zumeist im Rahmen der Grabmalpatenschaften.

 


Was man aus einem auf den ersten Blick ziemlich hoffnungslosen Fall machen kann,  veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise dieses historische Grabmal.

Auch hier wurde der Stein als "Grabmalpatenschaft" erworben und sollte komplett aufgearbeitet und natürlich neu beschriftet werden.

 


Am Anfang steht die Bestandsaufnahme.

Was den Naturstein angeht, so gibt es meistens keine Probleme, den das Material ist ja per se  "für die Ewigkeit" gemacht.

Ganz anders sieht das manchmal bei der Galvanoplastik aus. In Abstimmung mit unserem Galvaniseur in Bayern klärten wir, was in diesem Fall machbar sein würde.

Expertenrat war hier besonders gefordert, denn die ersten Erkenntnisse waren ernüchternd:


Wir erhielten grünes Licht vom Fachmann ("Dös kriag´ma scho´hin!"), der Kunde war mit dem angebotenen Preis einverstanden, und wir begannen mit der Demontage des gesamten Denkmals. Am einfachsten war dabei die Sache mit dem Engel:

Daß ein Engel tatsächlich fliegen kann, beweisen die folgenden Bilder.

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Der Engel hätte sich wohl selbst kaum träumen lassen,

 daß er das noch mal erleben darf- einfach so durch die Lüfte schweben...


Beim Anheben der Figur mit dem Kran offen-barte sich übrigens ruckartig das gesamte Schadensbild.

Wie kommt es zu den Schäden an Galvanoplastiken?

Durch feine Haarrisse dringt Wasser in den Körper ein - mit fatalen Folgen in zweierlei Hinsicht:

Der Gipskern beginnt aufzuquellen und erzeugt Spannungen an der gesamten Außenhaut, wodurch sich die Risse vergrößern. Dadurch dringt noch mehr Wasser in die Figur, und im Winter kommt es zur Frostsprengung.

Und als ob das noch nicht genug wäre: Die Eisenkonstruktion, sozusagen das "Skelett" der Figur, beginnt zu allem Überfluß auch noch zu rosten und bewirkt damit zusätzliche Volumenvergrößerungen.

Damit wird der gesamte innere Kern zerstört,

und es entstehen so erschütternde Bilder wie dieses hier:


Bei der Restaurierung von Galvano-plastiken werden diese  zunächst komplett entkernt, und es wird ein Edelstahl - Skelett eingebaut. Und ganz wichtig:

 

Es wird dafür gesorgt, daß evtl. eindringendes Wasser wieder herauslaufen kann. Damit sind die wesentlichen Risiken hinsichtlich Korrosion ausgeschaltet.


Vor dem Abtransport zum Galvaniseur:

Als ob er zum Abschied noch mal winken würde...

Ein paar Wochen später blickt er deutlich zuversichtlicher drein-

- vielleicht weil er weiß, daß er künftig auf solideren Füßen steht.

Hier ein Blick in die VA - Konstruktion:


Zurück zum Thema "Naturstein":

Die Demontage von solchen Steinen ist immer etwas spannend, denn natürlich weiß niemand, wie gewissenhaft die Altvorderen gearbeitet haben:

"Je besser, desto schlechter für uns!"

In diesem Fall war man zum Glück ziemlich schlampig bei der Verdübelung zu Werke gegangen, so daß alle Teile "zerstörungsfrei" abgebaut werden konnten

Der Wiederaufbau ist mit den heutigen technischen Hilfsmitteln problemlos zu bewerkstelligen.

   

Nachdem auch der Engel wieder eingeschwebt war, waren wir erfreut über das Ergebnis

 
Und hier noch mal der direkte Vergleich:

Vorher....

... nachher


   Nicht immer ist die Figur zu retten. Doch auch in so einem Fall haben wir eine Lösung:

Diese Dame war etwas kopflos...

Im gesamten Kern der Plastik hatte sich bereits ein bemerkenswertes Biotop entwickelt; es wurde jahrzehntelang sozusagen von innen und außen an der Substanz gekratzt.

Wie im richtigen Leben war auch hier die mordernste "High-Tech-Galvanomedizin" machtlos; ein solch bedauernswertes Exemplar kann nur noch entsorgt werden.

Wir haben daher eine neue Galvanoplastik geliefert.

Der Stein wurde außerdem um zwei Meter nach rechts verschoben:

"Das is´ja bei Ihnen wie im Mittelalter", so ein Spaziergänger, der zufällig des Wegs kam.  Stimmt. Manchmal ist auch heute noch die Methode "Hebelarm und Walzen" effektiver als ein Kran.


Ein Blick in das "Biotop": Der Alte geht....

...der Neue kommt.

Solide verdübelt!


Natürlich wurde auch die Schrifttafel erneuert:

Die Bronzeplatte wurde durch eine Schiefertafel mit vergoldeter Inschrift ersetzt.

Daß die Zierrosetten wenige Tage nach der Montage geklaut wurden, war der einzige Wehrmutstropfen bei diesem Projekt...


Es muß ja nicht immer gleich ein Engel sein... Weitere "historische Steine" aus dieser Zeit  finden Sie auf der Seite

 

Klassische Formen